Transkription

Schriftform – wörtlich oder geglättet

Transkription bezeichnet die Übertragung von Audio- oder Videodaten in die geschriebene Textform. Die Methode ist zur Erfassung von Interviews im Rahmen der empirischen Sozialforschung seit vielen Jahren Standard, doch auch im Bereich von Film, Fernsehen und Hörfunk ist das Verschriftlichen der jeweiligen Inhalte aus unterschiedlichen Gründen ein bewährtes Mittel.

Generell gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten der Audio-Transkription. Die exakte Erfassung nach festen Transkriptionsregeln verlangt nicht nur eine wortwörtliche Abschrift des Gesagten, sondern auch die Berücksichtigung von nonverbalen Äußerungen (Lachen, Räuspern), von Sprechpausen und – wichtig bei der Transkription von visuellen Medien – von Kulisse, Atmosphäre, Mimik und Gestik sowie dramaturgisch bedeutsamen Handlungen. Die zweite Transkriptionsmöglichkeit beschreibt im Gegensatz dazu eine geglättete, redigierte und damit besonders gut lesbare Version, die meist dann zum Einsatz kommt, wenn es statt der Wortwörtlichkeit um den Inhalt geht und wenn eine Publizierung angestrebt wird.

Verfahren

Trotz des vergleichsweise hohen Produktionsaufwands – beispielsweise wird für das Transkribieren einer Audio- oder Videostunde ein Zeitaufwand von bis zu acht Stunden veranschlagt – ist eine Verschriftlichung in vielen Fällen lohnenswert, für bestimmte Zwecke sogar unumgänglich.

Interview-Transkription: Soll etwa ein Interview oder eine Gesprächsrunde später veröffentlicht werden, ist eine parallele Aufzeichnung per Video oder Tonaufnahme ratsam – zum einen, um den Ablauf nicht durch Mitschreiben zu stören, zum anderen, weil sich angesichts der Sprechgeschwindigkeit der Protagonisten eine exakte Erfassung des Gesprochenen in den meisten Fällen nur äußerst schwer realisieren lässt.

Film-Transkription / Video-Transkription: Im Filmbereich ist die Transkription, die durch die unkomplizierte Stichwortsuche auch ein rasches Auffinden bestimmter Stellen ermöglicht, in vielen Fällen der erste Schritt einer umfassenden Filmanalyse.

Einen kontinuierlich wachsenden Stellenwert erreicht die Transkription durch den vor allem in den letzten Jahren deutlich zunehmenden Anspruch an die Barrierefreiheit von audiovisuellen Medien. So ist die Transkription die wichtige Grundlage einer für gehörlose oder hörgeschädigte Menschen nötigen Untertitelung. Bei diesem Einsatzgebiet ist es besonders wichtig, über die Abschrift der Dialoge hinaus zusätzliche, für das Verständnis der Behinderten wichtige Informationen wie beispielsweise das Geräusch eines heranrasenden Autos oder ein Telefonklingeln aus dem Off ebenfalls in das Transkript aufzunehmen.

Produktionsablauf

Wichtig für eine bedarfsgerechte und damit erfolgreiche Transkription ist ein ausführliches Briefing mit dem Auftraggeber – zum einen hinsichtlich Zielgruppe und Zweck der Abschrift, zum anderen vor allem mit Blick auf die gewünschte Exaktheit der Transkription. So ist beispielsweise eindeutig zu vereinbaren, inwieweit sprachlichen Phänomenen wie einer Unterbrechung des Dialogpartners, längeren Pausen, Dialekt oder besonderen Betonungen entsprochen werden soll. Egal, welcher Kompromiss zwischen Wiedergabepräzision und Lesbarkeit letztendlich mit dem Auftraggeber vereinbart wird – wichtig ist, dass diese Vereinbarung hinsichtlich der Transkriptionsregeln konsequent über die Verschriftlichung des gesamten Mediums eingehalten wird.

Im Filmbereich ist zusätzlich zu vereinbaren, ob auch der Timecode mit erfasst werden soll. Durch das Matching der transkribierten Inhalte mit dem Timecode, der in der Post-Produktion eines Films für die Synchronisierung von Bild- und Tonspur verwendet wird, ist es anschließend leichter, gewünschte Bilder beziehungsweise Textstellen zu finden. Beim eigentlichen Ablauf des Transkribierens müssen Audio- und Videostellen in der Regel mehrfach gehört beziehungsweise gesehen werden. Abspielgeräte, die die Wiedergabegeschwindigkeit reduzieren können oder die Einstellung eines sehr kurzen Intervalls beim Zurückspulen zulassen, erleichtern die akribisch durchzuführende Arbeit des Transkribierens ungemein.

Zusätzliche, über die eigentliche Transkription hinausgehende Arbeitsschritte sind die – beispielsweise bei unbekannten Begriffen oder Namen notwendige – Recherche oder die zusätzliche exakte Verknüpfung des Transkripts mit dem jeweiligen Timecode des Mediums. Die Verwendung einschlägiger Softwareprogramme kann schließlich dabei helfen, den Korrekturaufwand spürbar zu reduzieren sowie die mit dem Auftraggeber abgesprochenen Richtlinien für die Transkription zu überwachen.

Spracherkennung wenig hilfreich

Versuche, die aufwendige Transkriptionsarbeit durch den Einsatz von automatischer Spracherkennungssoftware zu erleichtern, haben bislang keine zufriedenstellenden Ergebnisse gebracht. Wenn diese auch bei langsam und bewusst gesprochenen Diktaten herangezogen werden kann, versagt sie in aller Regel bei dialogischen Szenen. Darüber hinaus bietet sie natürlich auch keinerlei Möglichkeit, für Hörbehinderte wichtige Informationen wie eine dramaturgisch bedeutsame Umgebungsbeschreibung, einen bestimmten Gesichtsausdruck oder die Schilderung wichtiger Geräusche herauszufiltern und schriftlich zu fixieren. Die Gewährleistung der Barrierefreiheit in der Transkription ist also nach wie vor nur durch manuelles Transkribieren von geschulten Fachleuten zu erreichen.